Antriebstechnik |
05.05.2005 ![]() ![]() |
Ein zentrales Thema bei vielen alltäglichen und technischen Aufgabenstellungen ist der Antrieb. Heute ist uns die Verwendung von Elektromotoren so selbstverständlich geworden, dass wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Das war aber nicht immer so. In vorindustrieller Zeit waren nur Muskel-, Wind- und Wasserkraft verfügbar. Erst mit der Erfindung der Dampfmaschine standen den Fabriken ausreichende Kraftreserven zur Verfügung. Allerdings nur zentral an einer Stelle. Zur Verteilung mussten umfangreiche mechanische Transmissionsanlagen errichtet werden.
Schlappe 600 W bringt ein untrainierter Mensch nach eigener Erfahrung als Spitzenleistung und lange hält er das nicht durch. Knapp 500 Watt treten die Radprofis bei der Tour de France beim Aufstieg nach "Alpe d´ Huez" ungefähr 40 min. lang.
Ein Pferd leistet dahingegen 1PS :-) als Dauerleistung (= 735,5 Watt). Klar, dass Formen der Muskelkraftgewinnung mit Tieren zum Antrieb von Maschinen gesucht und gefunden wurden.
![]() Göppelwerk im
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Eine Form der Muskelkraftgewinnung für Antriebszwecke war das Göppelwerk: ein oder zwei Tiere werden an eine senkrecht drehbar gelagerte Welle gespannt und im Kreis geführt. Die Kraftübertragung erfolgt von einer am oberen Ende der Welle angebrachten Scheibe über Transmissionsriemen. Dazu ist eine Kraftumlenkung um 90° erforderlich, die mit Zahnrädern durchgeführt wurde. Beim Vorbildfoto ist das wegen der Beleuchtungsverhältnisse nicht so gut zu sehen. Am fischertechnik Modell lässt sich dagegen die gesamte Mechnik gut erkennen. Zur Übertragung der Kraft auf eine zweite Welle dient die Antriebsfeder aus den siebziger Jahren. Von dem am linken Bildrand erkennbaren Rad wird die Bewegung an das anzutreibende Gerät weitergeleitet. |
![]() Göppelwerk, fischertechnik Modell
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Wind als Antriebsenergie für Schiffe ist eine sehr kostengünstige Angelegenheit - wenn er in die richtige Richtung weht. Auf Meeren und Seen können Schiffe bis zu einem gewissen Grad auch "gegen den Wind" kreuzen. Bei Flüssen geht das wegen der verfügbaren Breite nur sehr eingeschränkt. Eine verbreitete Möglichkeit Lasten flußaufwärts zu befördern war das Treideln. An Seilen zogen Flussschiffer ihre Kähne gegen die Strömung. Dazu gab es eigens angelegte Wege, Treidelpfade. Oftmals verdienten sich auch Bauern ein Zubrot indem sie ihre Ackerpferde zum Treideln vermieteten. Da die Flüsse damals noch in ihren natürlichen Betten verliefen und weniger stark kanalisiert waren als heute, war wahrscheinlich auch die Fließgeschwindigkeit geringer. Andererseits kann ich mir nicht vorstellen, dass bei den verzweigten Flußläufen die Treidelpfade ausgebaute gut befestigte Wege waren. Insgesamt dürfte es sich hierbei wie bei vielen anderen Tätigkeiten in der "guten alten Zeit" um eine ziemliche Maloche gehandelt haben. |
Kaum zu glauben aber wahr, auch bei Hafenkränen gab es Antriebstechniken mit Muskelkraft: Auf alten Stichen oder Gemälden von Hafenstädten kann man manchmal Kräne mit Anbauten sehen, die an Hamsterräder erinnern. Darin liefen Menschen um die Seile auf- und abzuwickeln die die Lasten hoben und senkten. |
Windräder schießen derzeit wie Pilze aus dem Boden, aber sie sind keine Erfindung unserer Tage. Windräder und Windmühlen gehören wohl zu den ältesten Formen der Energiegewinnung. Als Windmühlen dienen sie zum Mahlen von Getreide und zum Auspressen von ölhaltigen Samen. Als Windräder pumpen sie meist Grundwasser zur landwirtschaftlichen Nutzung in die Höhe, beispielsweise in der Lassithi Hochebene auf Kreta, wo sie in großer Anzahl landschaftsprägend sind ("Tal der Windmühlen"). Auch die meisten "Windmühlen" in den Niederlanden waren in Wirklichkeit Pumpen, die halfen das teilweise unter dem Meeresspiegel liegende Gebiet trocken zu legen. Eine andere Form der Windenergienutzung sind Segelschiffe, die jahrhunderte lang den Fernhandel über die Weltmeere bewältigten. Heute eher eine Freizeitbeschäftigung gibt es erste Ideen zur Wiederbelebung der Windenergienutzung für die Lastenschifffahrt. |
![]() Windrad
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![]() Sägemühle
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Auch Wasserkraft nutzen Menschen schon seit vielen hundert Jahren. Zunächst wohl wie Windmühlen meist als Mühlen zur Mehl- und Ölgewinnung. In der vorindustriellen Zeit dienten Wasserräder auch zum direkten Antrieb von Maschinen, wie Sägewerken oder zum Antrieb von Schmiedehämmern. Mit Aufkommen der elektrischen Antriebstechnik wurden sie dann auch zur Stromerzeugung eingesetzt. In ihrer modernen Form als Turbinen finden sie auch heute noch Anwendung in den verschiedenen Formen der Wasserkraftwerke. |
Transmission = Hinüberschicken, Übertragen von lat. „trans“ = hinüber + „mittere“ = schicken
![]() Transmissionsanlage zum oben abgebildeten
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Mit der Verbesserung der Dampfmaschine durch James Watt stand plötzlich Antriebsenergie in bis dahin unverstellbarem Ausmaß zur Verfügung. Allerdings nur an einer Stelle des Unternehmens, der Kraftzentrale. (Die Bedeutung dieses Wortes kann man heute noch gut verstehen, wenn der Zug in Wolfsburg hält. Vom Bahnhof aus hat man einen guten Blick auf die Kraftzentrale des Volkswagenwerks.) Das daraus resultierende Problem war die Verteilung der Antriebskraft. Die heute übliche elektrische Übertragung war noch nicht ausreichend verfügbar, so dass das Problem mechanisch gelöst werden musste. Dazu wurden umfangreiche Transmissionsanlagen gebaut: Scheiben auf Wellen, die mittels Riemen die Energie übertrugen. Je nach gewünschter Drehzahl der Maschine wurden unterschiedlich große Scheiben verwendet. Zur Umkehr der Drehrichtung wurden die Riemen einfach über Kreuz geführt. | |
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![]() Transmissionsanlage als Verteiler für zwei Figuren
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Sehr schön kann man solche Anlagen anhand der Modelle von Wilesco nachvollziehen. Der bekannte Hersteller von Dampfmaschinen bietet auch bewegliche Modelle an, meist Figuren, die damit antreibbar sind. Als Zwischenelemente gibt es auch eine Transmissionsstation zur Verteilung der Antriebsleistung auf mehrere Modelle. Was dabei - zum Glück - nicht erkennbar ist, ist die unglaubliche Gefahr, die von diesen Systemen ausging. Wer in diese Anlagen geriet, konnte vollständig hineingezogen werden, umhergeworfen und mit solcher Wucht gegen Decken, Wände oder zu Boden geschleudert werden, dass kaum ein Knochen heil blieb. |
Die größte Verbreitung unter den Verennungskraftmaschinen haben wohl Otto- (Benzinmotor) und Dieselmotore, da sie derzeit noch in beinahe jedem Auto werkeln. Ottomotore benötigen zum Zünden des Kraftstoffgemisches eine Zündkerze, die im richtigen Augenblick einen Funken erzeugt, der das Gemisch zur Explosion bringt. Der Dieselmotor arbeitet mit höherem Druck beim Verdichten, wodurch sich das Gemisch selbständig entzündet. Daher kommt auch die Bezeichnung "Selbstzünder". In der Warmlaufphase wird dieser Vorgang durch eine Glühkerze unterstützt.
In Kraftfahrzeugen werden fast ausschließlich Kolbenmotore verwendet, da es beim Wankelmotor Probleme mit der Abdichtung des Brennraumes gibt.
Es gab zwar in der Frühzeit der Automobilentwicklung ebenfalls einige Formen von Elektroantrieben, diese Form konnte sich aber wegen der erforderlichen Mitnahme schwerer Akkumulatoren (= wiederaufladbare Batterien) nicht durchsetzten. Eine Ausnahme bilden die Trolleybusse, die den Strom ähnlich Elloks aus Fahrdrähten beziehen und wegen ihrer Emissionsfreiheit für Innenstädte interessant waren und sind. Allerdings ist durch Hybridtechnik (E-Motor mit Verbrennungsmotor kombiniert) und Brennstoffzellen eine Renaissance von Elektroantrieben zu erwarten.
![]() Modell eines Viertaktmotors
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Diesel- und Ottomotor arbeiten meist nach dem Viertaktprinzip:
Als Takt bezeichnet man die Bewegung des Kolbens zwischen den beiden Endstellungen seiner Bahn. Der Stillstand in der Nähe der Kurbelwelle ist der "Untere Totpunkt", der am anderen Ende der "Obere Totpunkt" (OT). Die Kurbelwelle vollführt eine halbe Umdrehung während eines Taktes, also zwei komplette Umläufe für einen vollständigen Arbeitsvorgang. Beim Ansaugen wird der Brennraum durch eine Abwärtsbewegung des Kolben mit dem Kraftstoffgemisch gefüllt, das bei der folgenden Aufwärtsbewegung des Kolben verdichtet wird. Beim Erreichen des Oberen Totpunktes wird das Gemisch durch einen Funken der Zündkerze gezündet. Damit beginnt der eigentliche Arbeitstakt, die Verbrennung, bei der sich das Gas ausdehnt und dadurch den Kolben nach unten treibt. Im folgenden Takt gleitet der Kolben wieder nach oben und stößt dadurch das verbrannte Gas aus. |
Der Austausch des Gases im Brennraum wird durch Einlass- bzw. Auslassventile ermöglicht, die in den entsprechenden Takten geöffnet werden und ansonsten geschlossen sind. Die Ventile werden von der Nockenwelle gesteuert (=betätigt). Da die Bewegung der Ventile nur jeweils einmal je Arbeitszyklus erfolgt, läuft die Nockenwelle mit der halben Drehzahl der Kurbelwelle um.
Bei Direkteinspritzern wird Luft anstelle des Kraftstoffgemisches angesaugt und verdichtet und kurz vor dem Erreichen des Oberen Totpunktes Kraftstoff als feiner Nebel in den Brennraum gespritzt.
Unterschied zum Zweitakter: Durch die Trennung von Frischgas und Abgas findet ein geordneter Gaswechsel statt (geringerer Verbrauch). Nachteil ist, dass man nur bei jeder zweiten Umdrehung der Kurbelwelle einen Arbeitstakt hat (weniger Leistung bei gleichem Hubraum).
![]() Modell eines Reihenvierzylinder auf einer Ausstellung
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Die gebräuchliste Bauform des Ottomotors ist wohl die Reihenanordnung der Zylinder. Die Zylinder, meist 4, sind in einer Linie / Reihe hintereinander angeordnet. Früher wurde die Nockenwelle meist in der Nähe der Kurbelwelle angeordnet, mit der sie über Zahnräder gekoppelt war. Die Ventile wurden dabei über Stangen (Stößel) betätigt. Bei modernen Motoren werden die Ventile direkt von den Nocken betätigt, weshalb die Nockenwelle oberhalb der Zylinder liegen muss. Die Verbindung zwischen Kurbel- und Nockenwelle erfolgt meist mittels Kette oder Zahnriemen. Auch das abgebildete fischertechnik Model hat eine "Obenliegende Nockenwelle", die links von einer doppelten Kette angetrieben ist. Ein sehr schönes Detail dieses Motors ist der rechts über dem Schwungrad angebrachte Zündverteiler aus vier Minitastern. |
Zur Tante JU gehören natürlich auch die passenden Motore. Im Original flog sie mit drei 9-Zylinder Sternmotoren Typ BMW Hornet 312A2. Da die Originalmotore der D-AQUI nicht mehr zu reparieren waren, wurde diese bereits vom Vorbesitzer auf Pratt & Whitney Motore umgerüstet. Andererseits waren die BMW Motore Lizenznachbauten des Pratt & Whitney Hornet A. Soweit so gut, aber: Wie funktioniert eigentlich ein Sternmotor?
![]() Verbund-Turboluftstrahl-Triebwerk
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Moderne Flugzeuge haben keine Kolbenmotore mehr sondern verwenden "Düsenantriebe". So die landläufige Bezeichnung für Turboluftstrahl-Triebwerke, die nach dem Rückstoßprinzip arbeiten. Im Gegensatz zum Kolbenmotor, wo die Verbrennung zeitlich nacheinander abläuft, läuft sie hier gleichzeitig aber räumlich hintereinander ab. Die vorne angesaugte Luft wird verdichtet der eingespritze Treibstoff verbrannt, wobei sich das Gas stark ausdehnt und am Ende mit großer Geschwindigkeit austritt. Der dadurch erzeugte Impuls treibt das Flugzeug dann in Gegenrichtung nach vorne. |
Ich finde es faszinierend, dass es möglich ist, durch die Gehäusegeometrie und die Form und Drehzahl der Verdichter das System in die für den Verbrennungsvorgang erforderlichen Bereiche aufzuteilen.